Hochschulen - Gießen gemeinsam gestalten Gigg

Hochschulen

Einleitung

Wenn die Stadt Gießen ihrer übergeordneten Verpflichtung – bis 2035 klimaneutral zu sein – nachkommen will, kann dies nur gelingen, wenn alle städtischen und regionalen Potentiale ausgenutzt werden. Ein ganz zentraler Ansatz besteht dabei in einer viel engeren Vernetzung der städtischen Hochschulen (Justus-Liebig-Universität Gießen JLU und Technische Hochschule Mittelhessen THM) mit den lokalen Akteuren (wie z. B. den Stadtwerken SWG) einerseits, aber vor allem auch mit der Stadt Gießen und ihrer Verwaltung sowie der Bevölkerung selbst. 
Die Hochschulen sind bereits über die Ziele einer CO2-neutralen Landesverwaltung bis 2030 unmittelbar in die Thematik eingebunden und werden damit wichtige Protagonisten der Klimaneutralität auch in Gießen sein, da viele Gebäude und Strukturen vor Ort dann bereits 2030 ihren Beitrag zu 2035Null leisten. Zudem stellen die Hochschulen, besonders die JLU als größter Arbeitgeber der Stadt, aber auch als Ausbildungsbetrieb von rund 43.000 Studierenden, eine wichtige Verstärkerfunktion für die Klimaziele in die Stadtgesellschaft hinein dar. Dennoch hat das weiterhin bestehende politische Hickhack um die verkehrliche Gestaltung der Rathenaustraße vor Augen geführt, wie wenig koordiniert die Planungen von Hochschulen und Stadt Gießen ablaufen. Daher muss vor allem die inhaltliche Verknüpfung der Klimaneutralitätsziele bzw. Verpflichtungen von Stadt und Hochschulen künftig deutlich intensiviert werden. 
Gigg wird sich daher für folgende Forderungen bzw. Aspekte stark machen.

Stärkere Verzahnung

Stärkere Verzahnung von Hochschulen und Stadt bei der Umsetzung einer nachhaltigen Stadtplanung 
Dabei geht es sowohl um die infrastrukturellen Aspekte (Gebäudestruktur, Verkehrsinfrastruktur, Wohnbedarf etc.) als auch um die Einbeziehung der konkreten kulturellen und sonstigen Bedürfnisse der Studierenden (wie Freizeitgestaltung, Hobby, Sport, Vereine etc.). Gießen ist als Hochschulstadt in ihrer Entwicklung sehr stark von der Entwicklung der Hochschulen bzw. von deren Studierendenzahlen abhängig. Auch wenn viele Studierende nur temporäre Einwohner*innen unserer Stadt sind, bietet gerade die Stärkung einer Gießener Identität (in Verknüpfung mit 2035Null) und frühzeitige Vermittlung dieser an die Studierenden ein enormes Potenzial, auch bei ihnen Identifikation mit ihrer Hochschulstadt hervorzurufen und sie stärker als bisher in das städtische Geschehen einzubinden.  

Methodische Verknüpfung

Methodische Verknüpfung von Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in der Arbeit zur Erreichung der Klimaneutralität z. B. in Form von Reallaboren (siehe Kapitel Bürgerbeteiligung)  
Dabei ist es wichtig, dass diese Verknüpfung und die daraus resultierende Arbeit auch in der städtischen Öffentlichkeit sicht- und wahrnehmbar wird und nicht ausschließlich in Seminarräumen stattfindet.  

Einbindung von Forschungsergebnissen in die Ziel der Stadt

Stärkere Einbindung der an den Hochschulen gewonnenen Forschungsergebnisse für die lokalen Klimaschutzziele der Stadt 
Gerade die Klimafolgenforschungsstation Linden (Betreiber JLU und HLNUG) bietet hier große lokale und regionale Potentiale – sowohl für die Gewinnung von wissenschaftlichen Konzepten als auch für deren Vermittlung und Umsetzung außerhalb von Lehre und Forschung.  

Verkehrskonzept für die Studierenden und Mitarbeitenden der Hochschulen 

Entwicklung und Umsetzung eines umfassenden klimafreundlichen Verkehrskonzepts für die Studierenden und Mitarbeitenden der Hochschulen 
Durch die dezentralen Campi der JLU und THM ist ein solches Konzept schon seit langem dringend erforderlich. Hierzu sollten die Hochschulen konkrete eigene Leitbilder und Ziele in Bezug auf die Veränderung des Modal Splits ihrer Studierenden und Beschäftigten verabschieden und auf deren Basis (z. T. bereits vorliegende) Konzepte für eine deutliche und nachhaltige Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs umsetzen. Dabei sollten Themen wie eine Parkraumbewirtschaftung, mit der z. B. die Uni Bonn bereits seit Jahren sehr gute Erfahrungen sammelt, für die Finanzierung von Maßnahmen zur Förderung des Umweltverbundes genutzt werden. Mit dem Leihradsystem haben die Hochschulen bereits einen Wandel in die richtige Richtung vorangetrieben, dem nun noch die städtische Infrastruktur für einen sicheren Radverkehr folgen muss. 

Klimagerechte Flächen- und Gebäudeplanung

Auch diese birgt großes Potential zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsqualität und zur CO2-Einsparung für Gießen. 

Gemeinsame Arbeitsgruppe Klimaneutralität

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es dringend erforderlich ist, eine gemeinsame Arbeitsgruppe Klimaneutralität von Hochschulen und Stadt zu etablieren, deren Kooperation weit über die bisherige Einbindung von JLU und THM im Klimabeirat der Stadt hinausgeht.  Das zentrale Aufgabe dieser Arbeitsgruppe sollte darin bestehen,  
  • die Leitbilder und -linien der jeweiligen Entwicklungsperspektiven zu harmonisieren,  
  • die planerischen Aktivitäten in Richtung Klimaneutralität viel stärker als bisher zu koordinieren, 
  • konkrete wissenschaftliche Arbeiten und Konzepte im Zusammenhang mit der Klimaneutralität Gießens zu entwickeln bzw. voranzutreiben 
  • und darüber hinaus auch eine viel größere Schlagkraft bei der öffentlichkeitswirksamen Vermittlung des gemeinsamen Ziels Klimaneutralität zu erzeugen.