Rede zum Beschluss der Wärmeplanung in Gießen

Am 03. Juli 2025 stand die Wärmeplanung für Gießen auf der Tagesordnung der Stadtverodnetenversammlung. Johannes Rippl, Stadtverordneter unserer Fraktion Gigg+Volt, hielt dazu folgende Rede:

„Da sicherlich einige von Ihnen den Artikel im heutigen Anzeiger gelesen haben und ich auch schon im Ausschuss und bei der Vorstellung einiges zur Wärmeplanung gesagt habe, fasse ich unsere Kritikpunkte an der Wärmeplanung nur zusammen:

1.      Ohne Gebietsausweisung entwickelt der Wärmeplan keinerlei rechtliche Konsequenz. D.h. auch in den nächsten drei Jahren, bis die Übergangsfrist im GEG endet, können weiterhin rein fossile Heizungen eingebaut werden. Das bedeutet automatisch mehr Emissionen als notwendig und mehr Emissionen als wir uns leisten dürfen, um die Erdüberhitzung abzubremsen. Warum nicht mal für das bestehende Fernwärmenetz eine Gebietsausweisung gemacht wird, erschließt sich mir überhaupt nicht.

2.      Würde man wenigstens offensiver kommunizieren, würde Punkt 1 vielleicht etwas weniger schwer wiegen. Die Wärmewende ist eine enorme Aufgabe, die in jedem einzelnen Gebäude umgesetzt werden muss. Je früher alle Gießerinnen und Gießener wissen, dass es weder Wasserstoff noch Biogas in ihren Kellern geben wird, dass Gas in den nächsten Jahren extrem teuer und das Netz absehbar stillgelegt werden wird, desto besser. Während ich aber aus dem Desaster rund um den angeblichen Heizhammer gelernt habe, dass man bei diesem Thema frühzeitig intensiv kommunizieren und dann ein dickes Fell beweisen muss, ziehen andere offensichtlich ganz andere Lehren.

3.      Die priorisierten Maßnahmen greifen viel zu kurz. Wichtige Maßnahmen, wie die Untersuchung von Netztemperaturabsenkungen, werden ohne klar definierte Zeiträume im Maßnahmenkatalog einfach nur gelistet und gehen dort neben all den „theoretisch möglichen, aktuell aber gar nicht geplanten Maßnahmen“ fast unter. Dabei wäre gerade die Netztemperaturabsenkung wichtig, um Aufwand und Kosten für die Dekarbonisierung der Fernwärme zu reduzieren.

4.      Stichwort Kosten. Die könnte man auch senken, in dem man nur dort Fernwärme plant, wo sie auch sinnvoll und nicht überall wo sie möglich ist. In Gebieten die ausschließlich aus Ein- und Zweifamilienhäusern bestehen, die sich gut für eine dezentrale Wärmeversorgung z.B. über Wärmepumpen eignen, müssen wir kein Wärmenetz einplanen. Das spart neben den Kosten auch Baustellen und Fachkräfte ein und macht die Aufgabe der Dekarbonisierung nicht noch schwerer.

5.      Und das bringt mich zum letzten Punkt, warum wir den Plan ablehnen. Denn spätestens hier muss man feststellen, dass der Plan nie auf 2035Null ausgerichtet war. Stattdessen begräbt er 2035Null. Wo kein Wille, da kein Weg. Oder in den Worten von Spiegel-Redakteur Jonas Schaible „Wir haben es nicht versucht und dabei festgestellt, dass es nicht geht.“ Das ist die Selbstaufgabe vor der Herausforderung der Klimakrise.